Ich … ich … ich !

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typische viereckige Bruchstücke, wie sie in den Kalkstein-Formationen am Oberlauf der Donau und im Kanton Schaffhausen vorkommen.

Ich! Ich ! Ich! 2024
Ich habe in der Umgebung lose, viereckige Steine aus geborstenen Kalksteinfelsen gesammelt und graviere in meiner Werkstatt das Wort ICH hinein.
Um dem Lamento, «früher sei alles besser gewesen» keine Stimme zu geben, verwende ich für das Schriftbild die römische Antiqua.
Die Steine mit dem eingravierten «Ich» bringe ich zurück, um sie im Schuttkegel eines zerbröckelnden Felsen platziert zu fotografieren. Dort sollen die gravierten Steine wie aus der Gesellschaft hinaus gelöste Egos die aufgelöste Zusammengehörigkeit versinnbildlichen.

Doch was ist los mit allen anderen Steinen, auf denen kein ICH zu lesen ist?
Der egozentrische Standpunkt beinhaltet die Nichtbeachtung der Milliarden anderen Menschen. All die vielen Menschen ausserhalb des Interesses des Egoisten werden weg bedungen, übergangen… und falls sich trotzdem jemand Uninteressantes in den Fokus des Egoisten begibt, wird das betreffende Subjekt mit Ablehnung bestraft.

Das Credo der Egoisten lautet seit Thomas Malthus: Es gibt zu viele Menschen.
 Wenn die These zutrifft, dass die Ich-Sucht der Reichen die Ursache der Armut der zu Vielen ist, dann würde zutreffen, dass die viel zu vielen nicht beachteten Menschen nicht zu viele wären, wenn sie alle reich wären.
Die überall vernehmbare Sorge um die ökologische Zukunft des Planeten wäre demnach als Ideologie entlarvt und als Kriegserklärung zu verstehen.

Die ICH-Stein-Vierecke stehen für den Wettbewerb, das Glücksspiel des grossen und des kleinen Egoismus.

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Aus den vielen Höhlen entlang dem Oberlauf der Donau werden heute unvorstellbar alte Zeugnisse menschlicher Kunst ans Licht gefördert. Diese Spuren unserer Vorfahren aus einer kaum mehr erkennbaren Vergangenheit zeigen, dass wir Menschen hier alles haben, was es zum Leben braucht. Es stimmt nicht, dass jeder Mensch jeden einzelnen Tag und Augenblick seines Lebens ganz auf sich allein gestellt überleben muss.
Zentraleuropa war und ist schon lange gut zu uns Menschen. Aber macht uns die Gegend zu einer liebenswerten Gesellschaft?

Wir Menschen sind nur als Babies hoch empfindlich und schutzbedürftig. Älter werden wir schnell robust, schlau, kooperativ und zuversichtlich.
Wenn kleine Kinder plötzlich Vierecke zeichnen und verblüffend exakte rechte Winkel, beginnen sie, sich ihrer selbst bewusst zu werden. Das Viereck ist ihr universales Schriftzeichen für das «Ich», das Ego. Gleichzeitig kommt das Wörtchen „ich“ zum ersten Mal über ihre Lippen. Mit dem Wörtchen „ich“ kommt das Selbstbewusstsein in Gang und mit dem Selbstbewusstsein beginnt die erste Lockerung des Kindes von seiner bedingungslosen Mutter-Kind Beziehung.
Es ist nichts verkehrt an diesem «Ich! Ich! Ich», solange es diese Entwicklungsphase des Kleinkindes definiert.
Doch es ergibt eine schlechte Gesellschaft, angeführt von Ich-Süchtigen und angetrieben von Ich-Sucht, wenn Erwachsene massenweise in dieser Phase stecken geblieben sind. Die Zuversicht in die menschliche Gemeinschaft verschwindet. Ob Symptom, oder Ursache; die Gesellschaft wendet sich ab von Gleichberechtigung, Verantwortung und Demokratie. Das Geld regiert.

Weil der Einzelne heute über so mächtige Mittel verfügt, um seinen Willen zu verwirklichen, isoliert er sich viel mehr von der Gemeinschaft, als dass er Mitverantwortung und Empathie entwickelt. Die Menschlichkeit nutzt sich schnell ab und verschwindet, je stärker der Besitz des Einzelnen Macht über unser Zusammenleben bekommt.

Die einzelnen Steine, die losgelöst voneinander im Schuttkegel unterhalb vom gewachsenen Fels liegen erinnern an die menschliche Gemeinschaft, die durch ego-getriebene Kraft auseinander fällt.

alternativer Titel: «Friedhof der Menschenrechte»

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