STEIN – Serie

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embodied, embedded – der 19 Monate alte Beat Huber lauscht dem Geräusch des Flusses; Foto 1961 by Willi Huber

embodied, embedded – Beat Huber lauscht in den Bach. 1961

Aus Felsen heraus gebrochene Steine an der Erdoberfläche – schwerelos in den Strömungen von Wasser, Eis, Sonne und Wind gerundet – ein Kieselstein existiert wie ein Mensch auf der lebenden Erdoberfläche. Rolling Stones … Geröll und Geschiebe in der Masse, doch als einzelner Stein so unverwechselbar wie jeder einzelne Mensch.

Wir Menschen sind selbst ein Teil unserer Phänomenologie, aber eben doch Menschen: etwas Besonderes. Und dennoch sind auch wir ein Bestandteil der oxydierenden, lebendigen Patina an der Oberfläche der Erde.

Bildende Kunst widmet sich angesichts der kulturellen Übermacht von Hollywood, Bollywood und Megacity- Architektur subjektiven Standpunkten und Empfindungen und dient öfter der Dekoration, als der geistigen Erbauung.

Ich habe mich Anfang der Neunzigerjahre als Steinmetz zurück besonnen auf die gerundeten Steine der Flüsse aus meinen Kindheitserinnerungen und bin das Experiment eingegangen, solche Steine einzeln aus ihrem Element heraus zu lösen, um ihnen einen häuslichen Platz zu geben. Mit dem Verzicht auf eine dem Stein fremde Form in der Skulptur ziele ich geradewegs auf die materialistische Perspektive, die der Materialität in der Skulptur besondere Aufmerksamkeit zukommen lässt. Die profitorientierte Beziehung zur Natur und die Erkenntnis der biologischen Bedingtheit unserer Existenz definieren die Philosophie des Materialismus.

Mein künstlerisches Experiment beinhaltet einen Akt der Domestikation von Wildnis. Der Stein bekommt eine Form- Verfeinerung. Zudem wird er aus seiner biologischen Nachbarschaft heraus isoliert, weil die lebende Oberfläche der Erde mechanisch von ihm abgetrennt wird. So ist er biologisch gesehen reine Materie auf der belebten Erde, als Kunstwerk ist er steinernes Material, das zum Fremdkörper und für mich als Mensch zum symbolisch befrachteten Artefakt wird.

Das Zivilisierte am Mensch in der Gesellschaft ist keine Gegebenheit, sondern sein Streben nach Beherrschung seiner selbst angesichts der Einsicht, Teil der Gesellschaft zu sein.

Ich lasse mich überraschen: je strikter ich beobachte, was passiert, während ich an so einem Stein arbeite, desto sonderbarer erscheint er mir im Kontext des zeitgenössischen Kunstschaffens.
Dass es sich bei der STEIN – Serie um Artefakte handelt, bestreitet niemand, doch ob es sich um Kunstwerke handelt, das wissen die kleinen Kinder. Fragen wir sie.

zum Titel „STEIN“

Erst als im Mai 2000 die 10,4 Tonnen schwere Skulptur mit dem Arbeitstitel: «Skulptur für ein Schlafzimmer» in Schänis der Öffentlichkeit in einer Ausstellung vorgestellt wurde, zeichnete sich der Name „STEIN“ ab. Die Leute im Publikum gaben dem Werk von sich aus den Namen „De Stei“. Diese Einstimmigkeit beeindruckte mich und so gab ich der Serie den Namen STEIN, obwohl ich mit meiner Werkreihe eigentlich den kleinen Kiesel darstelle, den sich kleine Kinder mit ihren kleinen Händen in ihre kleinen Hosentaschen stecken. „Kiesel“ wäre als Titel die erste Wahl gewesen.
Die Skulpturen erhalten in meinem Katalog entsprechend der Reihenfolge ihrer Entstehung eine fortlaufende Nummer, die Jahreszahl ihrer Entstehung und eine Materialbezeichnung, beginnend mit STEIN 1, 2000. Gotthardgranit.
Die «Steine» sind unsigniert, weil eine Signatur die Schwerelosigkeit an der einzelnen Skulptur zerstört.

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