








embodied, embedded – Beat Huber lauscht in den Bach. 1961

ein Kieselstein ist ein aus einem Felsen heraus gebrochener Stein – schwerelos in den Strömungen von Wasser, Gletscher, Sonnenlicht und Wind gerundet und von Flechten, Moos und Algen besiedelt.
Rolling Stones … Geröll und Geschiebe in der Masse, doch bei näherer Betrachtung ist ein einzelner Kieselstein so unverwechselbar einmalig wie jeder einzelne Mensch.
Wir Menschen sind selbst ein Teil unserer Phänomenologie, aber eben doch Menschen: etwas Besonderes. Und dennoch gehören auch wir zu der oxydierenden, lebendigen Patina an der Oberfläche der Erde.
Bildende Kunst widmet sich angesichts der kulturellen Übermacht von Wirtschaftswachstum, von Hollywood, Bollywood und Megacity- Architektur subjektiven Standpunkten und Empfindungen und sie dient öfter der Dekoration, als der geistigen Erbauung.
Mit dem Verzicht auf eine dem Stein fremde Form in der Skulptur ziele ich geradewegs auf die materialistische Perspektive, die der Materialität in der Stein-Skulptur besondere Aufmerksamkeit zukommen lässt.
Die auf Profit reduzierte Beziehung zur Natur und die Erkenntnis der biologischen Bedingtheit unserer Existenz definieren die Philosophie des Materialismus. Aldous Huxley führt im Roman Eiland, 1962 zwei sich gegenüber stehende Formen des Materialismus auf.: unsere oberflächliche Fixiertheit auf Besitz umschreibt den so genannten «abstrakten Materialismus». Höher stehend als dieser abstrakte Materialismus wird im Roman Eiland der «konkrete Materialismus» gewertet:
«Hingegen erfordert der konkrete Materialismus die volle Achtsamkeit bei allem, was man tut und erfährt.»
„… Im konkreten Materialismus muss man sich der einzelnen Materialien, die durch die eigenen Hände gehen, vollauf bewusst sein, ebenso wie der Geschicklichkeit, mit der man seine Arbeit verrichtet, sowie der Menschen, mit denen man arbeitet…. und weiter: konkreter Materialismus ist ganz einfach der Rohstoff eines erfüllten Menschenlebens.“
Das Narrativ meines künstlerischen Experiments mit den Steinen handelt von einem Akt der Zähmung von Wildnis. Die Form, die in jedem Stein natürlich angelegt ist, bekommt eine Verfeinerung, die dem plumpen Objekt aus der Natur den Einlass in unsere Häuser ermöglicht. Ausserdem wird der Stein bei der Bearbeitung aus seinem biologischen Kontext heraus isoliert, weil die lebendige Oberfläche der Erde, die auch auf ihm existiert, mechanisch von ihm abgetrennt wird. So ist er im Augenblick der Bearbeitung biologisch gesehen isolierte, sterile Materie auf der belebten Erde. Das aus ihm selbst heraus gewonnene steinerne Objekt ist wie alles Neue ein Fremd-Körper; es gehört weder zur Natur noch zur Tradition; und für mich wird es zum poetisch aufgeladenen Artefakt.
Ich lasse mich überraschen: je strikter ich beobachte, was passiert, während ich an so einem Stein arbeite, desto sonderbarer erscheint er mir im Kontext des zeitgenössischen Kunstschaffens.
Ob es sich bei der STEIN – Serie um Kunstwerke handelt, das wissen die kleinen Kinder. Fragen wir sie.