








embodied, embedded – Beat Huber lauscht in den Bach. 1961

STEIN – eine Allegorie zum Thema Anpassungszwang
In den Jahren der handwerklichen Arbeit mit Naturstein vertiefte ich mehr und mehr die Beziehung zum natürlichen Stein und unternahm kleine künstlerische Schritte in die perfekte, erhabene Welt des Gerölls.
Mit dem Verzicht auf eine dem kristallinen Stein fremde Form in der Skulptur nehme ich eine streng materialistische Perspektive ein. Die dem Material von Natur aus innewohnende Form zeigt sich mir während ich an ihr arbeite und sie meiner Vorstellung entsprechend vervollkommne.
Die auf Profit reduzierte Beziehung zur Natur und die Erkenntnis der biologischen Bedingtheit unserer Existenz definieren die Philosophie des Materialismus. Der gesellschaftskritische Schriftsteller Aldous Huxley (1894 – 1963) stellt in seinem Spätwerk «Eiland» (1962) zwei Formen des Materialismus einander gegenüber: unsere oberflächliche Fixiertheit auf Besitz umschreibt den so genannten «abstrakten Materialismus». Höher stehend als dieser abstrakte Materialismus des Habens wird der «konkrete Materialismus» gewertet und als eine wichtige Komponente der menschlichen Kreativität dargestellt:
«Hingegen erfordert der konkrete Materialismus die volle Achtsamkeit bei allem, was man tut und erfährt.
… Im konkreten Materialismus muss man sich der einzelnen Materialien, die durch die eigenen Hände gehen, vollauf bewusst sein, ebenso wie der Geschicklichkeit, mit der man seine Arbeit verrichtet, sowie der Menschen, mit denen man zusammenarbeitet»…. und weiter: «konkreter Materialismus ist ganz einfach der Rohstoff eines erfüllten Menschenlebens.“
Jeder einzelne Mensch muss sich von der Geburt an bis zum Tod der Gesellschaft, in der er lebt ständig anpassen, um in ihrer Mitte leben zu können. Das Narrativ meines künstlerischen Experiments STEIN handelt von einem Akt der Zähmung von Wildnis. Die Form, die in jedem Stein natürlich angelegt ist, bekommt eine Verfeinerung, die dem groben Stein aus der Natur den Einlass in unsere Häuser ermöglicht. Der von mir in Arbeit genommene Stein wird während der aufwändigen Überarbeitung aus seinem biologischen Kontext heraus isoliert, indem die lebendige Oberfläche der Erde, die auch auf ihm existiert, mechanisch von ihm abgetrennt wird. So ist er unmittelbar nach dem letzten Schliff biologisch gesehen isolierte, sterile Materie auf der belebten Erde. Die aus dem groben Stein heraus gearbeitete Skulptur ist wie alles Neue ein Fremd-Körper; sie gehört weder zur Natur noch steht sie in einer Linie mit der Tradition; und für mich ist sie ein poetisch befrachtetes Kunstwerk.
Ich lasse mich überraschen: je strikter ich beobachte, was passiert, während ich an so einem Stein arbeite, desto sonderbarer erscheint er mir im Kontext des zeitgenössischen Kunstschaffens.